Wir sorgen für gesunde Lebensmittel ohne Gift und Tierquälerei

Ein Kind hält einen Strauß mit gebundenem Gemüse hoch.
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Wir sorgen für gesunde Lebensmittel ohne Gift und Tierquälerei

Wir wollen Umwelt-, Tier-, Klima- und Gewässerschutz und landwirtschaftliche Erzeugung miteinander versöhnen. Die Landwirtschaft fit für die Zukunft zu machen – das begreifen wir als Aufgabe für die nächsten Jahre. Wir stehen für eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur arbeitet, Tiere respektvoll behandelt, Bäuerinnen und Bauern ein auskömmliches Wirtschaften ermöglicht und uns mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt. Wir wollen die regionale Erzeugung und Vermarktung stärken und so dem Betriebssterben der letzten Jahre entgegentreten.

Mit einem grundlegenden Wandel der Agrarpolitik sichern wir unsere Lebensgrundlagen. Das geht nur mit einem Verständnis von Natur, die sich an Kreisläufen orientiert und sich dem Ressourcenschutz verpflichtet sieht. Das bedeutet fruchtbare Böden, sauberes Wasser und intakte Ökosysteme, aber auch faire Bezahlung von Landwirt*innen und ein geändertes Ernährungssystem. Die Agrarpolitik der vergangenen Jahre hat die Landwirtschaft in eine Sackgasse geführt. Industrialisierung und Intensivierung wurden vorangetrieben auf Kosten der Natur, der Tiere und letztendlich auf Kosten der Bäuer*innen, die allzu oft keine fairen Preise für ihre Erzeugnisse bekommen.

Indem wir dafür sorgen, dass die Landwirtschaft deutlich klimaschonender wird, stoppen wir auch den massiven Verlust der Artenvielfalt. Ökolandbau trägt dazu wesentlich bei.

Die Tierhaltung in Deutschland muss von Masse nach Klasse umgebaut werden. Wir wollen eine tiergerechte Haltung gezielt fördern und die gesetzlichen Regeln verbessern, damit die Tiere ausreichend Platz, Auslauf, Licht und Beschäftigung erhalten. Das System des „Immer billiger, immer mehr“ hat die Landwirtschaft in einen Teufelskreis getrieben: Bäuerinnen und Bauern werden von Dumpingpreisen erdrückt und müssen immer mehr produzieren, um zu überleben, die Tiere werden immer mehr auf Leistung gezüchtet und leben immer kürzer, die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme wachsen.

Damit Bäuerinnen und Bauern im Einklang mit der Natur arbeiten und davon ihren Lebensunterhalt sichern können, werden wir das System der Agrarförderung umbauen. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU sollte zu einem Instrument für eine ökologische Agrarpolitik werden – und nicht wie bisher für die Industrialisierung der Landwirtschaft.

Das haben wir vor: So gestalten wir grüne Landwirtschaft

  • Damit Tierschutz wirtschaftlich machbar ist, wollen wir die Landwirt*innen durch eine Umbauförderung, faire Preise für ihre Arbeit und verpflichtende Haltungskennzeichnungen auf den Produkten für alle Tierarten unterstützen. Tierhaltung soll strikt an die Fläche und Obergrenzen pro Stall gebunden werden. Den Umbau werden wir durch einen Tierschutz-Cent auf tierische Produkte ebenso gezielt fördern wie die Weidetierhaltung. Qualzucht, Amputationen und Eingriffe ohne Betäubung wollen wir beenden, den Einsatz von Antibiotika senken und Tiertransporte auf vier Stunden begrenzen.
  • Die Gelder der GAP sollen künftig an gesellschaftliche Leistungen gebunden werden – also für mehr Klima-, Umwelt-, Natur- und Tierschutzmaßnahmen fließen. Die bevorstehende Förderperiode werden wir nutzen, um einen Ökolandbau-Anteil von 30 Prozent sowie eine Halbierung des Pestizid- und Antibiotika-Einsatzes bis 2030 zu erreichen. Wir wollen das System der Direktzahlungen schrittweise durch eine Gemeinwohlprämie ablösen, die konsequent gesellschaftliche Leistungen honoriert.
  • Durch eine systematische Pestizidreduktionsstrategie, ein Sofortverbot für Glyphosat und andere besonders umwelttoxische Wirkstoffe werden wir den Ausstieg aus der Pestizidabhängigkeit gestalten und die Artenvielfalt damit schützen. Um den Einsatz von Pestiziden insgesamt zu reduzieren, führen wir eine Pestizidabgabe ein. Die Ausbringung von Pestiziden in Natur- und Trinkwasserschutzgebieten werden wir untersagen. Die Landwirt*innen werden durch Gelder der Pestizidabgabe dafür entschädigt.
  • Wir wollen die Züchtung von robusten Sorten und die Forschung für ökologisches Saatgut vorantreiben sowie die Forschung zu alternativen Ansätzen stärken, die auf traditionelle und ökologische Züchtungsverfahren setzen. Dabei muss der Umgang mit alten wie neuen gentechnischen Verfahren einerseits die Freiheit der Forschung gewährleisten und andererseits bei der Anwendung Gefahren für Mensch und Umwelt ausschließen. Wir werden daher an einem strengen Zulassungsverfahren und am Vorsorgeprinzip festhalten.
  • Bäuerinnen und Bauern müssen von ihrer Arbeit leben können. Wir werden daher mit Hilfe des Wettbewerbsrechts gegen Dumpingpreise im Lebensmittelhandel und gegen Bodenspekulation und den Ausverkauf von ländlichen Flächen vorgehen.

Fragen und Antworten

Ökolandbau, Tierschutz & Co. – wie wirkt sich das auf die Preise aus?

Viele Menschen haben genug von Skandalen und Gift im Essen. Sie sind bereit, für gutes und gesundes Essen einen fairen Preis zu zahlen. Wir wollen gutes Essen zu fairen Preisen, die sich Verbraucher*innen leisten können und Bäuer*innen ihr Auskommen sichern. Der von uns vorgeschlagene „Tierschutz-Cent“ für den Umbau der Tierhaltung würde einen Liter Milch um ca. 2 Cent teurer machen, eine Packung Butter um 4 Cent. Gleichzeitig hilft er entscheidend, eine tiergerechte Haltung in der Landwirtschaft umzusetzen. Klar ist aber auch: Für Menschen mit wenig Geld ist das kein Klacks. Die fünf Euro täglich, die derzeit im Hartz-IV-Satz für Lebensmittel berechnet werden, sind schlicht zu wenig. Für alle Menschen in Deutschland muss es möglich sein, sich gut und gesund zu ernähren. Kostensteigerungen wollen wir durch einen höheren Mindestlohn und für diejenigen, die Sozialleistungen beziehen, durch höhere Regelsätze und die Einführung einer neuen Berechnungsmethode im Rahmen der Grünen Garantiesicherung berücksichtigen. Darüber hinaus werden wir gutes Kita- und Schulessen fördern. Davon profitieren gerade Kinder aus ärmeren Familien.

Klimaschutz in der Landwirtschaft – wie soll das gehen?

Auch die Landwirtschaft muss ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. Ca. ein Viertel der globalen Treibhausgase stammt aus der Landwirtschaft. Dabei spielt die Tierhaltung mit knapp 70 Prozent der landwirtschaftlichen Treibhausgase eine zentrale Rolle. Die Art der Tierhaltung bestimmt auch, wie die Flächen in Deutschland und anderswo bewirtschaftet werden. Wir wollen eine Tierhaltung, die auf Qualität setzt statt auf Masse, denn für die industrielle Massentierhaltung haben wir noch nicht einmal genügend Ackerflächen, um Futtermittel umweltverträglich anzubauen. Auch Lebensmittelverluste in der gesamten Kette vom Acker bis hin zu den Verbraucher*innen schaden dem Klima: 22 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen werden dadurch unnötig ausgestoßen. Für Klimaschutz in der Landwirtschaft wollen wir künftig die Fördergelder der EU-Agrarpolitik an Natur-, Umwelt- und Tierschutzleistungen binden und nicht mehr länger an den Flächenbesitz. Dann können Maßnahmen gefördert werden, die gut für Klima und Landwirte sind, wie Humusaufbau oder Agroforstsysteme. Grünlandumbruch wollen wir verbieten und Moorböden wiedervernässen. Zur Anpassung an die Klimakrise und gegen das Insektensterben helfen Ansätze, die das ganze Anbausystem in Richtung Regionalität und Vielfalt verändern – deshalb sind der ökologische Landbau und die Agrarökologie mit angepassten, robusten Sorten unsere Leitbilder.

Wie stehen die Grünen zu Agrogentechnik?

Auch die sogenannte neue Gentechnik, CRISPR/Cas und weitere Techniken, sind gentechnische Methoden, die direkt in die Erbsubstanz des Tiers oder der Pflanze eingreifen, sodass veränderte Eigenschaften an die Nachkommen weitergegeben werden. Damit ist die Technik bei Freisetzung in die Umwelt sehr schwer rückholbar oder kontrollierbar – ein Grund, das Vorsorgeprinzip strikt anzuwenden und gentechnisch veränderte Lebewesen zumindest vor einer Zulassung für die Anwendung in nichtgeschlossenen Systemen eingehend zu prüfen und auf dem Markt zu kennzeichnen, wie es in der EU der Fall ist.

Denn aus unserer Sicht sind noch viele Fragen offen: Ohne Kontrolle und Kennzeichnung – wie können sich Menschen beim Einkauf für oder gegen Gentechnik entscheiden? Wie können die gentechnikfrei und ökologisch wirtschaftenden Landwirte oder Verarbeiter vor Verunreinigungen geschützt werden? Wie können schon jetzt bekannte ungewollte Fehler der sehr neuen Gentechniken (CRISPR/Cas ist erst seit 2012 bekannt) ausgeschlossen werden?

Wie bei jeder Technologie muss der politische Kompass zum Umgang mit alten wie neuen gentechnischen Verfahren sein, einerseits die Freiheit der Forschung zu gewährleisten und andererseits bei der Anwendung Gefahren für Mensch und Umwelt auszuschließen. Nicht die Technologie, sondern ihre Chancen, Risiken und Folgen stehen im Zentrum. Es gilt daher, an einem strengen Zulassungsverfahren und am europäisch verankerten Vorsorgeprinzip festzuhalten. Eins ist für uns ganz klar: Bei allen Eingriffen in die Natur – insbesondere bei solchen, die nicht rückgängig zu machen sind – müssen Risiken nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden.