Neue Fragen in der Wissenschaftsgesellschaft und Bioethik

May 17, 2018

Wie bewahren wir auch unter neuen technischen Möglichkeiten eine Ethik der Forschung? Setzen wir alles um, was geht? Wer entscheidet das? Wie erhalten wir eine unabhängige und vielfältige Forschungslandschaft? Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus und was bedeutet das für die Landwirtschaft hier und in der Welt? Diese und viele weitere Fragen wollen wir in unserem Programmprozess mit der gesamten Gesellschaft diskutieren. Hier gibt es einen Überblick zum Themenbereich Wissensgesellschaft und Bioethik - mit ersten Leitfragen und Workshopergebnissen vom Startkonvent zum Grundsatzprogramm.

Forschung und Wissenschaft entschlüsseln in immer größerem Tempo die Geheimnisse unserer Welt. Biotechnologie, Nanotechnologie oder Gentechnik können Krankheiten ausrotten oder heilen, sie können Leben verlängern – theoretisch sogar den Tod überflüssig machen. Sie machen Prozesse und Erfindungen möglich, die uns vor schwierige ethische Fragen stellen. So sprechen wir Grünen uns gegen Genveränderungen bei Lebensmitteln aus, sollten aber noch einmal hinterfragen, ob bestimmte neue Technologien nicht helfen könnten, die Versorgung mit Nahrungsmitteln auch dort zu garantieren, wo die Klimakrise für immer weniger Regen oder für versalzenen Boden sorgt. Das hieße jedoch, die in marktschädlichen Oligopolen organisierten Konzerne so zu regulieren, dass sie in neuer Form am Ende der Allgemeinheit, also zum Beispiel auch den Kleinbauern des Südens dienen. Wir werden also über die Frage unseres Umgangs mit neuen Techniken sprechen und genauso darüber, wie und über welche Anpassungsstrategien dieses Ziel künftig erreicht werden kann.

Welche Hebel haben wir als Politik, um das Recht auf Nahrungsmittel durchzusetzen?
Eine Antwort wäre, auf uns selbst zu zeigen. Es schadet ja nicht uns, sondern vor allem den Menschen in anderen Weltregionen, wenn wir auf der nördlichen Erdhalbkugel weiter so viel Fleisch essen. Verlangt die Frage danach, wie wir zehn Milliarden Menschen ernähren und trotzdem eine halbwegs intakte Natur haben, eine Begrenzung der Fleischproduktion und des Fleischkonsums?

Lebensfragen sind meist Ethikfragen. Und gerade deshalb sowohl höchst politisch als auch höchst privat. Damit unsere Gesellschaft über diese Fragen einen Konsens herstellen kann, müssen wir vor allem Wege finden, wie wir eine offene und faire Debatte führen können. Nicht alles, was möglich ist, ist auch richtig. Wo endet die Anwendung von Forschung, wenn sie der Bekämpfung schlimmster Krankheiten oder eben der Nahrungsmittelsicherheit in allen Weltregionen dient? Wir müssen heute passende Verfahren für eine solche Verständigung entwickeln. Was wiegt mehr: das mögliche Ende von tödlichen Krankheiten oder die Verteidigung der Würde des Menschen vor Klonen? Alles heikel, ja, aber genau deswegen wollen wir darüber sprechen.

Leitfragen und Workshopergebnisse

Um den Einstieg in die Debatten zu erleichtern, hat der Bundesvorstand die Vielzahl der Themen in sechs Bereiche geordnet und jeweils Leitfragen erarbeitet. Denn wir stehen erst am Anfang, und am Anfang stehen Fragen, keine Antworten. Auf dem Startkonvent am 13. und 14. April 2018 haben wir in Workshops zu den einzelnen Themen offen debattiert. Hier gibt es die Leitfragen und ersten Workshopergebnisse zu den Themen Wissensgesellschaft und Bioethik.