Zum Seiteninhalt springen
Artikel

Statement von Annalena Baerbock zur Aufzeichnung der Tachles Arena des Zentralrats der Juden

Vorigen Dienstag war ich beim Zentralrat der Juden für die Aufzeichnung der Sendung Tachles Arena, bei der sich die Spitzen der demokratischen Parteien den Fragen des Zentralrats stellen. Das Interview wird ab dem 1. August auf den Online-Kanälen des Zentralrats ausgestrahlt.

In dem Interview haben wir über Antisemitismus und Rassismus gesprochen – gerade auch an Schulen. Ich habe dabei von einem Vorfall an einer Schule in meinem Umfeld erzählt. Der Sohn einer Bekannten sollte eine Bildergeschichte schreiben zu einem Arbeitsblatt, auf dem das N-Wort stand. Seine gute Reaktion darauf: Er weigerte sich, eine Aufgabe zu erfüllen, die mit dem N-Wort eingeleitet wurde. In der Konsequenz wurde ihm dann vorgeworfen, er störe den Schulunterricht. Er war also plötzlich der Schuldige und nicht diejenigen, die solches Lehrmaterial erstellt hatten. Dieser Vorfall wühlt mich noch heute auf. Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das N-Wort zitiert und damit selbst reproduziert.

Das war falsch und das tut mir leid. Denn ich weiß ja um den rassistischen Ursprung dieses Wortes und die Verletzungen, die Schwarze Menschen unter anderem durch ihn erfahren.

Während der Aufzeichnung ist mir das bewusst geworden. Deshalb haben wir mit dem Zentralrat der Juden abgewogen, ob das eindringliche Beispiel geeignet ist, auf die Missstände auch im Bildungsbereich hinzuweisen, oder ob die Aussprache des N-Wortes genau dieses Anliegen konterkariert. Heute habe ich nun eine Medienanfrage zu dieser Abwägung erhalten. Dabei wird das von mir verwendete Beispiel, mit dem ich auf aktuellen Rassismus an Schulen hinweise, in einen Zusammenhang mit der rassistischen Entgleisung von Boris Palmer gebracht.

Es ist offensichtlich, dass es sich um zwei verschiedene Dinge in unterschiedlichen Kontexten handelt.

Deshalb mache ich den Vorgang hier öffentlich und stelle in Absprache mit dem Zentralrat die entsprechende Passage zur Verfügung, damit sich jede:r ein eigenes Bild machen kann. Selbstverständlich haben wir das N-Wort hier gemutet. Für mich ist klar: Wir müssen immer und überall gegen Rassismus vorgehen.

Teilen: