Neue Fragen der Ökologie

May 17, 2018

Müssen wir uns als Menschen selbst begrenzen, um die Natur zu bewahren und ökologisch nachhaltig zu handeln? Können wir uns auf Innovationen verlassen, um die ökologischen Probleme zu lösen? Brauchen wir eine Wirtschaftsordnung ohne Wachstum? Diese und viele weitere Fragen wollen wir in unserem Programmprozess mit der gesamten Gesellschaft diskutieren. Hier gibt es einen Überblick zum Themenbereich Ökologie - mit ersten Leitfragen und Workshopergebnissen vom Startkonvent zum Grundsatzprogramm.

Die Klimakrise stellt uns seit Jahrzehnten vor große Herausforderungen. Doch ist sie inzwischen so weit fortgeschritten, dass wir die Folgen überall auf der Welt sehen können.Wie so oft trifft es diejenigen in den ärmeren Weltregionen und mit den kleineren Geldbeuteln am härtesten, denn sie können sich etwa gegen Hochwasser, Dürren und schlechte Luft kaum schützen. Wir haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auch die Erfahrung machen müssen, dass es zwar an Lippenbekenntnissen für einen konsequenten Klimaschutz und den Schutz der Natur gerade in Deutschland kaum mangelt, doch ein verpflichtender Plan, mit dem beispielsweise der Kohleausstieg organisiert oder die Umstellung der Mobilität auf nachhaltige Antriebstechniken forciert würde, wurde bislang von keiner Bundesregierung vorgelegt.

Die ökologischen Fragen stellen sich inzwischen sehr viel radikaler als noch 2002, als „Mitte des Jahrhunderts“ noch weit weg klang. Unsere größte Herausforderung ist, dass wir radikaler sein müssen, und gleichzeitig das Brett, das wir bohren, anscheinend immer dicker wird. Gerade weil es nun immer härter und heftiger um Macht und um Geld geht. Und weil ein Teil unserer bisherigen Antworten mit unseren eigenen Zielen kollidiert. Die immensen Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Energiewende, von der Ausweisung neuer Windeignungsgebiete über den Maisanbau bis zum Netzausbau sind nur das eine. Überall gibt es Nutzungskonflikte, nicht zuletzt mit dem Artenschutz. Gleichzeitig nimmt das Artensterben in beängstigendem Maße zu.

Zugleich stellt sich auch umgekehrt die Frage, in wie weit technischer Fortschritt, eine Verzahnung der Energiewende mit der Digitalisierung sowie neue Techniken in der Landwirtschaft Konflikte minimieren können, und ob es eines neuen qualitativen Wachstums geradezu bedarf. In einer ökologisch nachhaltigen, ressourcensparenden und öko-effizienten Welt würden wir vielleicht ganz automatisch weniger verbrauchen, also ein Leben jenseits des Wachstumszwangs führen können. Aber wie könnte eine solche Gesellschaft aussehen? Was würde das für unser Sozialsystem, für die Wirtschaft, für die Forschung und für unser Leben bedeuten? Was ist unser Anreiz für die betroffenen Regionen und Beschäftigten? Und was, wenn weltweit eben doch nicht alle mitziehen? Klar ist, ohne eine intensive Nutzung digitaler Techniken werden wir es nicht schaffen, unseren Energieverbrauch so dramatisch zu senken, dass wir die Energiewende zum Erfolg führen können.

Wir müssen die Globalisierung ökologisch gestalten, wenn diese Erde für künftige Generationen noch bewohnbar sein soll. Es braucht deshalb ein sozial-ökologisches Welthandelssystem, in dem freier Handel nicht zur Ausbeutung ganzer Weltregionen führt und nicht die sozialen und ökologischen Regeln umschifft, sondern zu deren Stärkung dient. Wir wollen über eine europäische Energieunion, über Strukturwandelfonds für Regionen und Beschäftigte, eine neue ökologische Steuerreform und über Klima- und Sozialzölle reden. Wir arbeiten an einer Zukunft, in der wir die Natur und das Klima konsequent schützen, um die Lebensgrundlagen für die Menschheit zu erhalten. In der wir über den Umbau hin zu einer ökologischen Produktions- und Lebensweise, zu ökologisch ausgerichteten Steuersystemen und Finanzmärkten, zu ökologischer Landwirtschaft und Mobilität nicht nur reden, sondern mit klaren Konzepten unterlegen und die Kraft haben, ihn auch umzusetzen.

Leitfragen und Workshopergebnisse

Um den Einstieg in die Debatten zu erleichtern, hat der Bundesvorstand die Vielzahl der Themen in sechs Bereiche geordnet und jeweils Leitfragen erarbeitet. Denn wir stehen erst am Anfang, und am Anfang stehen Fragen, keine Antworten. Auf dem Startkonvent am 13. und 14. April 2018 haben wir in Workshops zu den einzelnen Themen offen debattiert. Hier gibt es die Leitfragen und ersten Workshopergebnisse zum Thema Ökologie.